Freitag, 22. Februar 2008

Merkwuerdigkeiten Down Under

Da ich gerade in der Bibliothek im City-Campus sitze und darauf warte, dass Julian mit seiner Wohnungssuche voran kommt, schreibe ich heute einfach mal etwas ueber die Merkwuerdigkeiten, die hier in Melbourne und Australien anzutreffen sind. Vorher aber noch etwas ueber meinen momentanen Standort (besser gesagt "Sitzort"): ich befinde mich gerade im 15. Stock der Uni-Bibliothek im Citz-Flinders Campus. Um mich herum lauter Glas! Und was ist davor? Hochhaeuser, Verkehr, der Yarra River. Soll also heissen: ich sitze weit oben, koennte mich bilden und habe einen genialen Ueberblick ueber die Stadt. Was gibt es schoeneres? Oder besser: hat jemand eine bessere Umgebung zum Lernen? Ich denke nicht :P

Aber fangen wir nun mal an, ueber die Besonderheiten beziehungsweise auffallenden Unterschiede zu Deutschland und der gewohnten Umgebung zu schreiben. Zunaechst waere da die mich permanent nervende US-Tastatur. OK, das ist nun nichts, was mich ueberrascht hat, aber trotzdem irgendwie stoerend, da der Schreibfluss doch deutlich unterbrochen wird. Immerwieder muss man die komischen Sonderzeichen suchen und findet dann das Fragezeichen ploetzlich unten rechts statt oeben links...irgendwie doof, aber daran gewoehnt man sich sicherlich ganz bald!

Der naechste Punkt sind die Preise. Was die so alles von sich geben, ist schon Wahnsinn (meistens). Eine wirklich vernuenftige Wohnung (nach gewohntem, deutschen Standart) gibt es nicht unter 150 Euro die Woche. Es muessen demnach, Wohl oder Uebel, Abstriche gemacht werden. Ebenfalls ist das Essen und Trinken deutlich teurer. Kann man sich das guenstigste Mineralwasser in Deutschland bereits ab 19 Cent kaufen, zahlt man hier mindestens 50 Cent - fuer weniger Inhalt. Das klingt wenig, macht sich aber besonders bei den groesseren Sachen deutlich bemerkbar. Man kann eigentlich permanent 50 % auf die gewohnten Preise aufschlagen, um den hiesigen Preis zu erreichen. Man muss sich halt irgendwie arrangieren. Wo wir gleich bei den Lebensmitteln waeren: Getranke werden hier meist in 600 ml oder in 375 ml Flaschen verkauft. Die Schokolade soll groesstenteils gar nicht schmecken und das Sortiment ist, nunja...es gibt hier halt andere Sachen. Aber damit kann ich leben! Achja: Obst ist hier recht guenstig, was sicherlich den Einen oder Anderen von euch freuen wird, da ich nun haeufiger zum Obst greife ;)

Eine weitere Veraenderung sind die Ampelanlagen. Will man hier ueber eine Ampel gehen, muss man unweigerlich den Knopf druecken. Ohne dies wuerde sie nicht anspringen. Wird es dann irgendwann einmal gruen, so sollte man sich nicht wundern, wenn die Ampel nach kurzer Zeit wieder auf ein blinkendes Rot umspringt. Denn: hier ist es lieber lange blinkend rot (was soviel heisst wie: geh weiter, wenn du bereits laeufst, aber bleib stehen, wenn du noch nicht losgegangen bist). Warum die Phasen nicht einfach laenger gruen bleiben...wer weiss. Aber was ist, wenn die Ampel mal einfach laenger rot ist? Keine Sorge! Hier kuemmert sich kaum jemand um Farben (jedenfalls kaum ein Fussgaenger). Es wird gegangen, wenn kein Auto kommt, und es wird stehen geblieben, wenn die Autos vorbei rauschen. Und die koennen rauschen, das sag ich euch...manche koennen echt nicht Autofahren...

Ein weiterer Punkt ist die: EINREISE! Ganz schrecklich! Der gemeine Australier ist ein sehr sorgsamer Staatsangehoeriger und um die Sauberkeit und die Ordnung im Lande stets bemueht. Sollte auch nur irgendwas ins Land hineinkommen, was nicht bekannt ist, geht es zunaechst durch die genauere Kontrolle (es gibt eigentlich niemanden, der sich dem entziehen kann). Ausserdem darf man noch im Flugzeug einen Zettel ausfuellen, auf dem man wieder aehnlich interessante Angaben machen darf, wie beim Visum: Bin ich bereits frueher aus dem Land ausgewiesen worden, habe ich einen terroristischen Anschlag vor, war ich in den letzten zwei Wochen auf einer Farm in Afrika oder anderes...Auf Dreck an den Sportschuhen in der Tasche wird uebringens auch sehr geachtet. Wehe es kommt etwas ins Land, was schadet ;)

Aber auch gleich bei der Einlasskontrolle ins Land kommt man in Kontakt mit einer anderen, aeussert haeufig auftretenden Eigenschaft der Australier: die Gelassenheit oder anders bezeichnet: ihre Art, die Dinge zu sehen. Man kuemmert sich wenig um Normen. Stehen 20 Leute an und 5 Leute koennten bedienen, heisst dies noch lange nicht, dass auch 5 Leute bedienen. Eher einer oder zwei. So mussten Freunde von uns teilweise 4 Stunden bei der Einreise warten, obwohl man die 50-Meter Schlange auch auf 5 Schalter haette aufteilen koennen. Zwei wurden allerdings bevorzugt. Auch heisst es hier noch nicht: ein Wort ist ein Wort. So kommt es immer wieder vor, dass Absprachen vergessen werden oder nicht ganz detailliert wiedergegeben werden. so erst letztens bei einer Wohnung erfahren (darueber aber in einem meiner naechsten Berichte mehr, wenn es um meine Wohnung geht). Aber so sind sie, die Aussis...immer ganz ruhig und ohne Hektik. Auch eine Form, zu leben!

Was ganz toll ist sind die oeffentlichen BBQ (Barbecue) Plaetze hier in Melbourne. Entlang des Yarra-Rivers findet man immer wieder diese oeffentlichen Plaetze, die kostenlos benutzt werden koennen und uns in der letzen Woche bereits drei Abende geschenkt haben. In der Nacht kommen dann immer fleissige Helferlein von der Stadt, die diese dann (sofern noch nicht von artigen Deutschen uebernommen - der gemeine Aussi laesst das lieber machen) saubermachen. Dies ist wie an jedem anderen Punkt in der Stadt: Immer nachts kommen die Maennlein in gelb-schwarz und machen sauber. Es funktionier!

Etwas, woran wir uns nur schwer gewoehnen, ist der Linksverkehr. Immer wieder bekomme ich die Gedanken nicht los, warum hier nur so viele Geisterfahrer unterwegs sind?!? Warum da nichts passiert, ich kann es mir gar nicht vorstellen...*tststs*

Einen passenderen Uebergang zum naechsten Thema haette ich gar nicht finden koennen. Der ALKOHOL! Also, das ist so eine Sache...irgendwie vertragen die Ureinwohner dieser Stadt nicht so viel (liegt vielleicht daran, dass man bei Preisen von 10/11 Euro fuer einen Sixpack nicht wirklich viel trinkt). Regelmassig des nachts kommen diese lustig von rechts nach links ueber die Strasse torkelnden Australier aus ihren Loechern (zumeist als Clubs bezeichnet) heraus und meinen, einfach drauf los zu singen und alle europaeisch wirkenden Menschen anzusprechen. Es ist wirklich lustig. Leider kommt nicht wirklich viel bei den Gespraechen heraus und nach wenigen Metern klappen sie dann schon wieder weg und lachen sich wieder einen...merkwuerdig, diese Leute hier -.-

Eine letzte Besonderheit, und dies ist die fuer mich auffaelligste, ist die Kulturenvielfalt und das gemeinsame Miteinander. Wer hier wirklich Australier ist, weiss man gar nicht so genau. Jeder Zweite hier sieht entweder asiatisch oder arabisch aus. Teilweise sprechen diese dann auch eher schlecht englisch, teilweise aber merkt man es keineswegs. Es ist echt erstaunlich, wie toll das hier ohne Fremdenhass und Probleme geht. Jeder kann mit jedem - teilweise viel zu gut...! Aber man fuehlt sich hier wirklich manchmal wie auf einer Faehre von Norwegen nach Daenemark, auf der die ganzen Norweger sind, um in Daenemark oder auf der Faehre guenstig einzukaufen. Hier waere Melbourne die Faehre und die Asiaten die Norweger. Wo man hinschaut, Asiaten ueber Asiaten. Echt toll, wenn das hier so gut klappt. Wo allerdings das Geld hergenommen wird, um sich dies zu leisten, werde ich mich wohl auch noch im Sommer nach meiner Rueckkehr nach Deutschland fragen. Ich weiss es nicht. Aber anscheinend geht es gut...

Das soll es zunaechst gewesen sein. Ich melde mich bei weiteren Neuigkeiten wieder und dann auch mit weiteren "Merkwuerdigkeiten".

Ganz liebe Gruesse an alle daheim gebliebenen ;) :P

3 Kommentare:

Micha hat gesagt…

Vielen Dank für den interessanten und zum Schmunzeln anregenden Bericht aus Down Under. Jetzt bin auch ein bischen beruhigt und stolz darauf, daß ich Dank einer Wasser- und Bürstenaktion Deine Schuhe vor dem Kofferpacken klinisch sauber hergerichtet habe und somit einen kleinen Beitrag zur problemlosen Einreise ins Aussiland leisten konnte. In diesem Sinne auch mal ein Hoch der gesamten Väterschar, Dein "Alter Herr" und Papa

Markus hat gesagt…

Recht haste :) Es ist schon sehr interessant und merwuerdig zugleich, hier einzureisen. Aber ein bisschen Zeit und Geduld (die sollte man ja mitbringen, wenn man sich schon auf den Weg in so ein fernes Land begibt) und alles passt.

Also auch von mir: Ein dreifaches "HOCH!"

Anonym hat gesagt…

Haben heute Deine Ansichtskarte aus Dubai bekommen-Vielen Dank.
(25.02.08) Dein letzter Bericht war sehr anschaulich und gut beschrieben.Ansonsten ist bei uns alles beim Alten. Andreas und Ute