Dienstag, 26. Februar 2008

von Heimatklängen und Realitätverlust - Wochenende II in Melbourne

Einen herzlichen Gruß zum heutigen Dienstag!

Während die meisten von euch gerade genüsslich im Land der Träume vertieft sind und von Flugzeugen, Urlaub oder sonstigen Träumen, sitze ich (noch im Schlafsack) im Bett meiner momentanen Unterkunft. Ich hatte bis jetzt noch keine Lust aufzustehen, was sich aber nach dem Veröffentlichen dieses Post's ändern wird. Ich ziehe nämlich nachher in meine Wohnung - oder besser gesagt: in meine Behausung... Aber dazu später (heute Abend) mehr.

Denn vorher möchte ich wieder etwas über meine Erfahrungen und Erlebnisse des letzten Wochenendes schreiben. Ihr wollt ja schließlich wissen, was hier los ist/war und sein wird...also dann, schreiben wir mal los...

Zugegeben: ich habe schon abwechslungsreichere, spannendere und schweißtreibendere Wochenenden in meinem Leben erlebt. Doch dies soll nicht heißen, dass dieses, ganz besondere Wochenende (es war das 2. in Melbourne :) ), nicht minder schön war. Im Gegenteil: ich habe endlich, endlich, endlich mal Dinge machen können, die ganz zu meiner Entspannung beigetragen haben und seit langem mal gar nichts mit Stress zu tun hatten. Ich denke, jetzt bin ich endlich angekommen!

Nachdem ich am Freitag meinen Beitrag über die Merkwürdigkeiten Australiens verfasst hatte...

- Edit meint: Eine weitere Merkwürdigkeit ist das Geld. Dieses gibt es nicht als Papierschein, sondern als Plasteschein mit durchsichtigem Fenster. Außerdem gibt es zwar Cent-Beträge, doch wird beim Einkauf immer auf- oder abgerundet. Dazu passt, dass das kleinste Geldstück die 2-Dollar-Münze ist und das größte, mit gut vierfacher Größe, das 50-Cent-Stückchen ist. Bilder vom Geld folgen... -

...verwickelten wir (Julian und ich) uns noch in ein recht langes Gespräch mit Emily (zuständig für die Auslandsstudenten), plauderten über Gott und die Welt (demnach praktisch über uns :D ) und ergatterten uns noch hilfreiche Tipps zum Vertreib der Freizeit am Wochenende. Anschließend hatten wir eigentlich vor, uns das Cricket-Spiel Australien-Sri Lanka per Public Viewing anzusehen, doch unser alles überstimmender Magen überredete uns dann doch zum Kochen der Köstlichkeit Penne al Napoli, besser bekannt als Nudeln mit Soße. Jene Bezeichnung würde uns allerdings nicht als diese Art von studentischem Starkoch auszeichnen, die wir nun schließlich sind. Köstlich, sag ich euch! :) Gut gestärkt ging es dann gegen 21 Uhr in das nächtliche Treiben und wir mischten uns ganz Keck und die heimischen Melbournians. Mittlerweile nicht weiter zu zweit - unsere Combo bekam Zuwachs von weiteren 6 Deutschen. Zunächst probierten wir das ach so köstliche australische Bier in einem Pub, in dem anschließend (oder besser: bereits während dessen) Live-Musik begann. Ein Ort, an dem ich es ohne weiteres mehrere Stunden hätte aushalten können. Doch die unübersehbar nicht ganz befriedigte deutsche Masse ( ;) ) wollte noch weiter - abdancen, im Fachjargon - und so schloss ich mich zunächst etwas grummelnd, aber doch willig, die Stadt weiter kennen zu lernen, an. Es ging in einen Club, der seine Location auf dem Dach eines 5-stöckigen Hauses hatte. Über eine verwinkelte, anrüchig wirkende Hintertreppe hinein in die Idylle! Der Ort war wirklich gut und so übertünchte der tolle Blick auf die Skyline und den Yarra River die oftmals eher zweitklassige Musik.

Samstag war mein Auszug aus dem Hostel und so traf ich mich mit Christian in St. Kilda gegen Mittag. Nach ein bisschen Internet, einem guten Steak unter dem Gespräch, ob es nun wirklich 40° draußen seien, brachen wir wieder auf in Richtung Innenstadt. Lasst mich kurz noch was zu den 40° sagen: Christian verkündetet Freitagabend, ganz zu unserem Erstaunen, dass es Samstag 40° werden sollten. Sein Onkel hätte ihm dies erzählt. Ich demnach ganz frohmutig mit Badesachen und extrem leichter Bekleidung ab in die Stadt und in Richtung Strand und Christian. Ein leichtes Wackeln der Muskulatur, andere würden es als Kältezittern bezeichnen, erinnerte mich immer wieder daran, dass die 40° wohl doch nicht ganz erreicht wurden (beim Blick in den Himmel musste ich mich auch unweigerlich fragen, ob denn die Sonne neuerdings weiß ist und über 70% des Himmels verteilt ist...). Auch der Wetterbericht erzählte alles - aber 40°??? Nunja, sein Onkel klärte mich dann auf: 20° morgens, 20° abends. Christian brauchte zwar noch zwei weitere Versuche, doch dann war klar: er wurde hinterhältigst reingelegt und verbreitete diese Gemeinheit auch noch ganz unverschämt! Frechheit! Aber ok, so sollte es dann einfach sein. Was wir machten? Ab in die Stadt, Karten geholt und mitten hinein in den Botanischen Garten zum Skat spielen. Dabei zeigten die Jungs, wer das Skatspiel erfunden hatte und ließen Jessi (eine dieser 6 Deutschen) nicht den Hauch einer Chance! Ehre gerettet, sag ich da nur -.-! Am Abend ging es dann zunächst zu Jessi und Malte, jene zwei, die mir die letzten 3 Nächte Asyl gewährten und mir einen Platz zum Schlafen gaben (hätte sonst wirklich die Brücke herhalten müssen???^^). Anschließend ging es quer durch die Stadt nach St. Kilda, genau an den Strand, in eine, sagen wir Musik-Bar. Und das was da war, war klasse! 14 Bands an einem Abend in zwei Räumen, alles umsonst und auch so nicht gerade das Teuerste in Melbourne (ich glaube, ich gewöhne mich langsam an die Preise). Es folgten 4 Stunden mit Rock, Hard-Rock, HipHop und anderen Klängen lokal ansässiger Bands. Erstaunlicherweise muss ich sagen, dass mir alles sehr gefallen hat! Schließlich ging es dann irgendwann nach "Hause" und nach den letzten 20 Minuten Bundesliga genauso erschöpft wie am Tag zuvor gegen halb 4 ins Bett.

Am Sonntag schlugen wir, Julian und ich, uns dann quer durch die Stadt nach einer Sports-Bar. Doch bald wurde eines immer gewisser: sollte hier tatsächlich Boxen zur besten Kaffee-Zeit kommen, aber niemanden interessiert es? Anscheinend ja! Denn wir fanden nichts und bis wir in der großen Welt des world wide web's einen Liveticker gefunden hatten, war der Kampf schon vorbei. Und noch ein bisschen hier die Zeit verbracht und ein bisschen da rumgesessen und schwuppdiwupp war es 20 Uhr und ich machte mich auf den Weg zu meinem Schlafplatz - Essen fassen ;) Manch einer wird das folgende nun als Wunder, gar als historischen Augenblick erfassen: Ja, ich habe mir WIEDER einen Salat gemacht. Mama, du kannst stolz auf mich sein! :) Wir schauten noch einen Film (Frauenfilm...Der Teufel trägt Prada...ich ließ mich überreden...-_-) und dann nahm ich noch Kontakte mit bestimmten Satelliten auf, um "nach-Haus-(zu)telefonieren". Auch da war meine Schlafenszeit nicht wieder vor 3 Uhr - aber ich konnte ja ausschlafen!

Gestern dann hab ich vormittags (ok, es war auch schon 12 Uhr) meine Wohnung klar gemacht und anschließend ging es in die Stadt zur ersten Vorlesung (doch darüber dann am Ende der Woche mehr, dann hab ich alles erlebt und kann über alles einen Kommentar abgegeben). Am Abend, nach der Vorlesung, traf sich unsere Deutschland-Crew wieder zum BBQ (Barbecue) am River und es gab einen historischen Moment: Tiefe Erinnerungen wurden aufgefrischt. So hatten wir doch tatsächlich einen Aldi gefunden mit Deutschem Bier. Und nicht irgendeinem: WERNESGRÜNER! Die Heimat sei gegrüßt! (allerdings schmeckte dies nicht wie Wernes, eher wie Malzbier...). Und passend dazu gabs dann auch gleich Herbert G als musikalische Untermalung. Welch Abend! Auf dem Rückweg zur Trainstation hab ich dann noch fast ein Opossum streicheln können, so nah war es. Einfach putzig diese Tierchen!

Nun noch ein Kommentar am Rande, passend und abgestimmt auf meine Überschrift. Warum Realitätverlust? Irgendwie verliert man den Respekt vor Entfernungen, wenn man so eine weite Reise mitgemacht hat. Da setzt man sich 20 Stunden in einen länglich-runden Metallkasten und was kommt raus? Man ist am anderen Ende der Welt. Unfassbar! Auch die Entfernung nach Deutschland oder jeden anderen Ort auf der Welt wird durch den täglichen Gebrauch von Internet total verändert. Es ging alles so einfach...Flug buchen, losfliegen, aussteigen. So ganz entgegen meiner Erwartungen...Ist das real? Oder fühl ich das nur so? Wie ist das an anderen Punkten der Erde? Ich bin doch nur nebenan, veralbert mich doch nicht! Oder etwa doch nicht? Was die Zeit so mit sich bringt, wie schnell sich alles dreht...unglaublich!

Ich bin dankbar!

Ganz liebe Grüße!!!

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